Die praktische Diagnose der Endometriose


In der Vergangenheit sind für die Endometriose verschiedene Klassifikationssysteme entwickelt und empfohlen worden, u. a. auch die von der American Fertility Society erstellte Klassifikation, die bei wissenschaftlichen Untersuchungen und in der Klinik allgemein akzeptiert ist und weltweit angewendet wird. Dennoch hat dieses Punktesystem als Klassifikation nur begrenzten Wert.

Da bis heute nur durch eine Bauchspiegelung in Narkose eine genaue Krankheitserkennung der Endometriose möglich ist, wird verständlich, warum Ärzt*innen bei anfangs nur leichten Beschwerden zögern, diese invasive Diagnostik anzuwenden.
Aber auch die Frauen selbst stellen häufig die Notwendigkeit der Bauchspiegelung infrage, wechseln den Arzt, um nach alternativen Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten zu fragen, und verzögern so den Zeitpunkt der richtigen Diagnosestellung. Eine zu späte Diagnose und fortgeschrittene Erkrankungsfälle sind die Folge!

Auf der anderen Seite sind Menstruationsbeschwerden in bestimmten Altersklassen sehr häufig (bis zu 70 %), sodass natürlich unnötige und allzu leichtfertig durchgeführte Bauchspiegelungen zu vermeiden sind.
Für die Praxis haben sich folgende Empfehlungen bewährt: Wenn Menstruationsbeschwerden nicht mit einer Wärmflasche oder einer Tablette Aspirin zu beseitigen sind, erhalten junge Frauen bei einem normalen gynäkologischen Untersuchungsbefund einschließlich des Ultraschalls ein niedrig dosiertes kombiniertes orales Verhütungsmittel (KOK) für drei Monate. Bessern sich die Beschwerden, wird die Pille weiter verordnet; bessern sich die Beschwerden nicht, wird eine Kombinationspille mit einem anderen oder stärkeren Gestagen eingesetzt (KOK-Test).

                            Endometriosebücher

Hilft diese Medikation innerhalb der nächsten drei Monate auch nicht oder nicht ausreichend, kann die Gabe im sogenannten Langzyklus versucht werden: Drei oder vier Blister werden hintereinander genommen, danach folgt eine Woche Pause, sodass die Regel nur alle neun bzw. zwölf Wochen zugelassen wird. Ist auch hiermit kein befriedigender Erfolg zu erzielen, sollte eine diagnostische Bauchspiegelung durchgeführt werden.

Dieses Vorgehen vermeidet einerseits unnötige Bauchspiegelungen und verzögert andererseits die Diagnose einer Endometriose höchstens um ein Jahr.

Da die Endometriose mit immunologischen Veränderungen im kleinen Becken und möglicherweise auch im gesamten Organismus einhergeht, wird seit Jahren intensiv daran geforscht, ob ein Bluttest für Endometriose entwickelt werden kann. Die Arbeitsgruppe von Professor Daniela Hornung aus Lübeck legte wichtige neue Ergebnisse zu diesen Problemen dar. Eine solch einfache, wenig belastende Untersuchung würde das diagnostische Dilemma auflösen und für beide – Betroffene und Behandler – einen segensreichen Fortschritt bedeuten. mehr: Was ist eine Endometriose

Autor: Professor Karl-Werner Schweppe

Endometriose - die verkannte Frauenkrankheit
Wachstum und Beschwerden einer Endometriose
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