Gebärmuttersenkungen und Harninkontinenz
Senkungen von Gebärmutter und/oder den Scheidenwänden sind ein häufig auftretendes Beschwerdebild. Der Anteil der Betroffenen in der Gesamtbevölkerung ist unbekannt, da die Beschwerden mit einem hohen Schampegel behaftet sind, so dass Frauen oft lange zögern (drei bis fünf Jahre), bevor sie wegen der Beschwerden eine Ärztin aufsuchen.
Konkret handelt es sich bei diesen Senkungen um Bruchbildungen im Beckenbodenbereich, vergleichbar mit Leistenbrüchen. Dabei senken sich Scheide und/oder Gebärmutter tiefer auf und unter den Beckenboden ab, als es ihrer natürlichen anatomischen Lage entspricht.
Senkung der hinteren Scheidenwand (Darmvorfall)
Operative Therapien bei Senkungen
Bei der vorderen Scheidenplastik wird das Bindegewebe zwischen Scheide und Blase mit speziellen Nähten gerafft oder durch Einlegen eines Kunststoffnetzes angehoben (Scheidenraffung). Ein identisches Verfahren wird bei der hinteren Scheidenplastik angewandt.
Bei einem Darmvorfall werden die seitlich liegenden Muskelstränge des Beckenbodens zwischen Darm und Scheide gerafft, und so der Scheideneingang verengt.
Bei den netzgestützten Operationen wird an die vordere und/
oder hintere Scheidenwand ein Kunststoffnetz bzw. ein resorbierbares Netz eingesetzt.
Bei Harninkontinenz ohne Senkung der Scheidenwand können Blase und Harnröhre angehoben und in ihrer neuen Lage mit verbindenden Nähten befestigt werden.
Alle operativen Eingriffe bei einer Senkung und Inkontinenz zielen darauf ab, die normale anatomische Lage der Organe und deren Funktionen wiederherzustellen.
Es gibt mehr als 200 Varianten der beschriebenen Operationsverfahren, aber nur sehr wenige aussagekräftige Langzeitergebnisse. So fehlen verbindliche wissenschaftliche Standards für den Operateur, um die Beschaffenheit des Gewebes einschätzen zu können. Dabei sind Elastizität, Stärke und Durchblutung des Gewebes maßgebend für die Entscheidung, welches Operationsverfahren geeignet ist. Die Einschätzung bleibt somit weitgehend den persönlichen Erfahrungswerten des jeweiligen Operateurs überlassen.
Aber nicht jede Senkung ist mit einer Inkontinenz verbunden. Etwa 40 Prozent der Frauen mit einer Senkung der Gebärmutter oder Scheide klagen über Blasenschwäche. Da die auftretenden Inkontinenzbeschwerden bei ähnlichen oder gleichen Senkungszuständen verschieden sein können, sind eine genaue Diagnostik und eine hohe Expertise für eine optimale Therapie erforderlich.
Durch kontinuierliches, intensives Beckenbodentraining können leichtere Senkungszustände und die damit einhergehenden Inkontinenzbeschwerden gemildert werden. Gleichzeitig schützt ein gestärkter Beckenboden davor, dass sich Senkungszustände verschlimmern.
Harninkontinenz im Klimakterium und Alter
Nicht nur Schwangerschaft und Geburt, auch hormonelle Veränderungen im Klimakterium und Alter beeinträchtigen die Beckenbodenmuskulatur. Durch die eingeschränkte Zellregeneration des Blasen- und Harnröhrenepithels kommt es zum unwillkürlichen Urinverlust bei Belastungen. Das lascher gewordene Muskelgewebe des Beckenbodens kann nicht mehr ausreichend stützen. Harninkontinenz und Senkungen der Unterleibsorgane sind die Folgen. Ein regelmäßiges, gezieltes Training der Beckenbodenmuskeln kann dabei helfen, Harninkontinenzbeschwerden zu beseitigen und einer Genitalsenkung vorzubeugen. |