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Goodwives, Karrierefrauen und
andere Heldinnen


Frauenbilder in der Filmgeschichte
Hollywoods
Robin Britta Georg

Erhältlich als
eBook PDF
9783938580394; € 6,90

Printausgabe nur noch über den
Verlag
erhältlich.


Frauen lesen nicht nur mehr Bücher, sie gehen auch häufiger ins Kino. Wie in den Frauenbildern der Mainstream-Filme Weiblichkeit konstruiert wird, zeigt die Reise durch die Filmgeschichte Hollywoods.

Mit kritischem Blick beleuchtet die Autorin die von der Stummfilmzeit bis in die neunziger Jahre hervorgebrachten Stereotype, und hinterfragt die sich wandelnden Handlungsspielräume filmischer Protagonistinnen von den Pin-up-Girls der 40er Jahre, über Femme fatale, Mondäne und Flapper zu Ridley Scotts Film "Die Akte Jane", in dem eine Frau in den Männerbund intergriert wird, nach den Realitäten mit den Lebenssituationen der Frauen von heute. Welchen Einfluss haben dabei der Frauenfilm und das Frauen-Kino? Und welche Bedeutung kommt heute noch der Feministischen Filmtheorie zu?

 
    ...In den frühen zwanziger Jahren beginnen mondäne, elegante Damen von Welt die Leinwände zu bevölkern. Sie sind im Gegensatz zur Femme fatale keine Außenseiterinnen mehr. Diese selbstsicher auftretenden Frauen reichen häufig die Scheidung ein und ignorieren bei ihrer Partnerwahl die Standesunterschiede. Die »Mondäne« als der Idealtyp der beginnenden zwanziger Jahre war eine selbstbewusste Dame von Welt, die souverän und zynisch unter den Männern ihre eigene Wahl trifft.
Gloria Swanson, Produzentin und Schauspielerin, gelangte in dieser Rolle zu Weltruhm. Swanson wirkt in zahlreichen Stummfilmen mit und baut ihr Image als freizügige Diva umgeben von Luxus und Glamour auf. Sie avanciert mit den mondänen Gesellschaftskomödien des Regisseurs Cecil B. DeMilles aus den Jahren 1918 bis 1921 zum internationalen Star. In Filmen wie Vom Diener zum Herrscher (Male and Female, 1919), beginnt sie als verheiratete Frau auf einer einsamen Insel ein Verhältnis mit ihrem Butler, und in Was auch kommen mag (For better for Worse, 1919) lässt sie sich von ihrem sie vernachlässigenden Ehemann scheiden. Meistens stellt sie Frauen dar, die sich durch umgebenden Reichtum, Überfluss und Luxus – durch den auch Swansons privater Lebensstil gekennzeichnet ist – selbstverwirklichen.
Noch während der zwanziger Jahre verliert diese Frau von Welt als weibliches Idol an Bedeutung, denn für die Generation, die nach den Wirren der Nachkriegszeit wieder sicheren Boden unter den Füßen zu haben glaubte und von der Wirtschaftskrise eingeholt wurde, boten die exzentrischen Damen kein praktikables Rezept zur Bewältigung der Realität.

Das Bedürfnis des Kinopublikums, den Krieg endgültig zu vergessen und einem neuen, unbeschwerteren Lebensgefühl Raum zu geben, erfüllt in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre das Frauenbild der »Flapper«, das sowohl als Inbegriff für die männlichen Sehnsüchte als auch des Selbstverständnisses der modernen Mädchen steht: Ein hektisch temperamentvolles Geschöpf mit androgynen Zügen, knabenhafter Figur, knapp geschnittenem Bubikopf und forderndem Blick, aufgeklärt, skeptisch und lebenshungrig, gleichberechtigt und aktiv.
Die als Flappers oder Jazz-Babies bezeichneten selbstbewussten jungen Frauen mit einer Mischung aus kindlichem Esprit und weiblicher Reife vereinen in ihrer Person Unschuld und Erfahrenheit, denen es in erster Linie darum geht, möglichst viel Spaß zu haben. Ihr Selbstständigkeit beenden diese Heldinnen nach ihrer wilden Phase in der Regel durch eine Heirat.
Die Faszination, die der Flapper auf das männliche Publikum ausübt, liegt wohl gerade darin, dass es immer wieder gelingt, diesen zu zügeln und auf den rechten Weg zu führen. Auch der Sex-Appeal des Flappers lässt sich mühelos in den Alltag integrieren, denn im Gegensatz zu den Mondänen stellen sie in den Filmen Verkäuferinnen, Friseurinnen oder Taxifahrerinnen dar. Clara Bow wird mit ihrer Mischung aus Erotik und Vitalität zum Prototyp des Flappers; seit ihrem Auftritt 1927 in Joseph von Sternbergs Film Das gewisse Etwas (It) ist sie als »’It’-Girl« bekannt. Neben Colleen Moore und Leatrice Joy beginnt auch Joan Crawford 1927 ihre Karriere mit Filmen wie Die Großstadt lockt (The Taxi Dancer) oder Der Unbekannte (The Unknown) in der Rolle des leichtlebigen Flapper oder die Schauspielerin Louise Brooks, die ebenfalls diesen lebensbejahenden Typus in den Komödien Love‘em and Leave‘em (1926) und In jedem Hafen eine Braut (A Girl in Every Port, 1927) von Howard Hawks darstellt. reinlesen

 
    Die Autorin Robin Britta Georg (M.A.), hat Literatur- und Erziehunwissenschaften mit Schwerpunkt auf der Analyse populärer Massenkultur studiert und ist als selbständige PR-Beraterin in Berlin tätig. Als Ende der 90er immer mehr Frauen in Hauptrollen auf den Leinwänden zu sehen waren, die zunehmend auch berufliche Männerdomänen eroberten, bewegte sie die Frage, wie Hollywood diesen Fortschritt denn tatsächlich inszeniert, zu einem genaueren Blick.